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Zöllner

Giesbert Grapsch (49), Alles-Mögliche-Arbeiter, auch "die Klette" genannt, weil alles in seiner Umgebung mit ihm mitgeht, was nicht niet- und nagelfest ist, hat wieder zugeschlagen. Frühmorgentlich stellte er einen Unterstand auf die Wiedaer Brücke in Walkenried, die man überqueren muß, wenn man nach Zorge will oder Grenzpostenvon da in unseren schönen Luftkurort. Dazu legte er eine Barriere in Form eines schweren Holzbalkens quer über die Straße und befestigte daran ein Schild mit der Aufschrift "Halt! Hier Zoll!". Den ankommenden Autofahrern erzählte er nun, zum Zwecke der Erhaltung dieser Brücke, die schon arg baufällig sei, sehe sich der Ort gezwungen, einen Zoll von den Brückenbenutzern zu verlangen. Dieser betrage für PKW 10, LKW und Traktoren 50 und Busse sogar 100 DM, angeblich, weil die Belastung durch sie am größten sei. Einige Zeit ging das gut, dann schimpften die ersten PKW-Fahrer, später nahmen ein paar Einheimische kurzerhand einen Umweg: Sie fuhren die Böschung hinunter und durch die Furt etwas weiter in Richtung wieder beim Autohaus Will. Die ersten ankommenden Bauern verfluchten ihn, er solle sich schämen, sie arme Landwirte derart auszubeuten und nahmen ebenfalls den Umweg. Inzwischen war es schon Nachmittag, als ein besonders hartgesottener Landwirt zu der Brücke kam: Kuhnibert Nixgiber, im Rufe stehend, seine Traktoren nicht zu kaufen, sondern aus lauter Sparsamkeit mit Schrotteilen selber zu bauen. Als Grapsch nun seinen Zoll verlangte, erwiederte Nixgibher, erstmal solle der seltsame Zöllner seinen Stall ausmisten, vorher sei er auf keinen Fall bereit, auch nur eine müde Mark zu zahlen. Es kam zu einer längeren Streiterei zwischen den Kontrahenten, weswegen sich Grapsch auch nicht mehr um den Zoll kümmern konnte, was einen langen Stau in beiden Richtungen der Fahrbahn verursachte. Nach einer Weile wurde es den wartenden Autofahrern zuviel, und mit lauten Hupkonzerten machten sie ihrem Protest Luft. Dies nun wieder erregte die Aufmerksamkeit der Walkenrieder Polizei.Stau Polizeioberwachtmeister Dimpfelrose, Walkenrieder Ortspolizeichef und nicht gerade von schlanker Statur, schlug Alarm und fuhr mit seiner Mannschaft sofort zum Ort des Geschehens. Dabei wäre Manfred Huber, der sich zufällig vor dem Garagentor seines Dienstwagens befand, fast umgefahren worden. Nun neugierig folgte unser Reporter der Polizei mit seinem Fahrrad und war fast gleichzeitig am Tatort. Dort konnte sich der Wachtmeister nur sehr mühsam bis zu Grapsch durchkämpfen. Manfred Huber konnte ihm gerade noch ein paar Fragen stellen, da erkannte der falsche Zöllner die Polizei, hatte es plötzlich furchtbar eilig und tauchte in der Menge unter. Die Polizei leitete sofort eine Großfahndung ein. Huber stellte danach fest, daß ihm Kamera und Mikro fehlten. Doch mit Augenzeugen konnte er diesen Bericht noch anfertigen.

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