Heute am 23. Oktober 1988 kam ein Herr in unsere Redaktion und forderte uns auf, ein von ihm verfaßtes Schriftstück aufzugeben. Darin stand folgendes: "Ich, Egon B., bin Erbe der Krone von Walkenried. Darum ernenne ich mich heute zum König dieses Ortes. Die Demokratie wird zugunsten der Monarchie aufgegeben. Den Bürgermeister ernenne ich zum Premierminister. Alles tanzt von nun an nach meiner Pfeife. In Kürze werde ich ein Schloss auf dem Schützenplatz bauen lassen. Das Schützenhaus wird dann zum Ballsaal umfunktioniert. Jeder Widerstand der Vereine oder Parteien ist zwecklos und hat die Auflösung derselben zur Folge. Gez. Egon B. VIII." Wir von der Walkenrieder Post waren zunächst sehr erstaunt über die neue Majestät. Fleißig, wie wir sind, schickten wir unsern Starreporter Manfred Huber los, um Nachforschungen anzustellen. Er fand folgendes heraus: Egon B. ist tatsächlich Nachkomme einer königlichen Familie. Es handelt sich dabei um seinen Onkel, dessen Tante deren Nichte, von deren Schwager Sohn, dessen Neffe, von diesem die Schwester, ihr Vater, dessen Bruder, sein Großvater, dessen Großmutter ihr Bruder, und dieser Bruder besaß vor mehr als 500 Jahren ein Gebiet von Walkenried, das damals noch nicht bebaut war und es erst seit 50 Jahren ist. Als Beweisstück zeigte er uns eine fein säuberlich eingepackte, aber nicht gerade wie ein Schmuckstück aussehende Krone. Es steht aber fest, daß Egon B. niemals König von ganz Walkenried, sondern nur eines Teils davon konnte. Egon B. meinte dazu, er werde sich das restliche Gebiet aneignen oder erobern, wie zu Ritters Zeiten, nur eben moderner, denn zu diesem Zweck hätte er schon extra einen Panzer bereitgestellt. Falls die Gemeinde sich weigern würde, sähe er sich gezwungen, Gewalt anzuwenden. Vor unserer Redaktion gab er zur Demonstration seiner Stärke schonmal ein paar Warnschüsse mit seinem Panzer ab. Danach sahen wir uns allerdings genötigt, die Polizei zu benachrichtigen, die kurz nach dem Anruf mit einer Kompanie der Bundeswehr anrückte. Nachdem Egon B. dem Kommissar die Geschichte erzählt hatte, rief dieser einen Irrenarzt zu Hilfe, der mit einer Kolonne und einer Zwangsjacke den vor kurzem ausgebrochenen Patienten abführte. Ende des Berichtes.
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