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Auf den Hund gekommen

Es gibt Aufträge, die erledigt man gern und es gibt Aufträge, die hasst man geradezu. Und eben einen dieser Aufträge sah ich auf mich zukommen, als Larry und ich eines Vormittags in der Auftragspizzaria saßen und er mir nach einem Handyanruf ganz aufgeregt mitteilte, dass wir bei Jenna vorbeikommen sollten, dabei sollen wir aber auch Hattock mitnehmen. Jenna war die neue Assistentin vom Boss, gerade mal Anfang 30, stand also in voller Blüte und hatte offenbar einen Eindruck auf Larry hinterlassen, jedenfalls schwärmte er oft von ihr, daher war es kein Wunder, dass ein Anruf von ihr ihn in volle Aufregung versetzte. Ich hätte damals wissen müssen, dass diese Tatsache auch nicht selten zu Chaos in seinem Gehirn führte, aber hinterher ist man immer schlauer.

Hattock abzuholen war schon ein ganz anderes Kaliber. Hattock war nämlich der Hund von Rose, der Gattin vom Boss, ein Dobermann von stattlicher Größe und leider von keinem zu bändigen, abgesehen von Rose und dem Boss. Das hatte ich schon einmal zu spüren bekommen, dabei sollte ich ihn nur mal kurz halten, doch Hattock war plötzlich aufgesprungen und ich durch den plötzlichen Ruck voll auf die Schnauze gefallen, wobei ich mir fast die Nase brach und eine Vase umstürzte. Rose war natürlich von meiner Verletzung gänzlich unbeeindruckt und schimpfte stattdessen nur, wie ich denn dazu käme, ihre wertvolle Vase zu zerdeppern, ich müsste doch wohl kräftig genug sein, ihren "Kleinen" (so nannte sie dieses Monstervieh gern) zu halten, auf nichts könnte man sich mehr verlassen und so weiter. Darauf war ich nicht gerade scharf und sagte Larry, dass er Hattock festhalten müsste, weil er längere Arme hatte. Er hielt das erstaunlicherweise für kein Problem.

Also holten wir Hattock ab. Leider konnten wir meinen Wagen nicht benutzen, denn er war nur ein Kleinwagen und Hattock bekommt bei Enge leicht Platzangst. Bis zu unserer Firma waren wir eine halbe Stunde unterwegs und schon nach den ersten 5 Minuten wurde daraus ein Kampf ums Überleben. Hattock wollte erst dem Ball eines Kindes hinterherjagen, was Larry gerade noch verhindern konnte, aber dann entdeckte das Hundevieh eine Katze und vergaß alles um sich herum, so dass Larry hinfiel und von ihm mitgeschleift zu werden drohte. Nur durch einen beherzten Luftsprung, der mich vor Larry katapultierte und durch den ich an die Hundeleine herankam, konnte Hattock stoppen. Allerdings hatte ich dabei einen Wurststand gestreift, dessen Würste teilweise herunterfielen und nicht nur auf Hattock, sondern auch auf die anderen Hunde in dieser Straße anziehend wirkte. Doch der Köter wollte seine Beute nicht teilen und so balgte er sich kurz darauf mit der Meute. Es kostete Larry und mich die größte Mühe, einige Schrammen und noch mehr Kratzer, die Streithähne zu trennen, was uns nur gelang, indem wir sämtliche Würste kauften und in verschiedene Richtungen warfen, damit die Viecher so lange mit dem Hinterherrennen beschäftigt waren, dass wir Leine ziehen konnten, und das wortwörtlich.

Als wir dann bei Jenna auftauchten, fragte sie uns, was wir denn mit dem Hund wollten. Ganz verdutzt sagte Larry, wir hätten ihn doch mitbringen sollten. Jenna lachte und sagte, sie hätte Larry darum gebeten, nur einen Hot Dog mitzu­bringen. Daraufhin hätte ich Larry am liebsten den Hals umgedreht. Doch zufällig war der Boss in der Nähe, nahm uns den Hund ab und gab Jenna und uns einen Hot Dog aus. Und Sie können mir glauben, nach allem, was wir erlebt hatten, schmeckte mir dieser jetzt doppelt so gut.

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