Verfolgungsjagd
Ob es wirklich der Brandstifter war, hinter dem John und Jim herliefen, wussten sie selbst nicht genau. Aber vieles sprach dafür, besonders, weil er auf ihre Zurufe, dass er stehenbleiben sollte, nicht reagierte. Wahrscheinlich hatte er, nachdem er das Büro angezündet hatte, prüfen wollen, ob es den Captain und seinem Sergeanten wirklich erwischt hatte. Er war nicht darauf vorbereitet, dass sie plötzlich aus dem Büro springen würden und musste nun flüchten. Doch er schien sich seine Flucht vorüberlegt zu haben, da er geradewegs in den Gemischtwarenladen von Joe Lockton hineinlief, noch bevor John und Jim ihn einholen konnten. Neben allerlei Krimskrams verkaufte Mr. Lockton auch noch Gewehre, Pistolen, Munition und Dynamitstangen. Egal was sie taten, der Attentäter hatte im Moment einen Vorteil. Trotzdem wagten John und Jim den äußerst risikoreichen Angriff und gingen neben dem Laden in Deckung. „Mister, egal wer Sie sind, kommen Sie raus und ergeben Sie sich, Sie haben keine Chance!“ rief der Captain hinein, obwohl er wusste, dass es umsonst war, denn von innen kam es gleich zurück: „Denken Sie, ich liefere mich dem Galgen aus, Sheriff?“ „Was haben Sie mit Mr. Lockton gemacht?“ brüllte der Sergeant in den Laden. „Der? Keine Ahnung, er ist nicht hier!“ rief eine krächzende Stimme zurück. „Von wegen, du Verbrecher!“ hörte man Mr. Locktons Stimme. Er hatte sich wohl im Verborgenen gehalten und kam nun aus seinem Versteck hervor. „Hände hoch! Schmeiß die Waffe weg!“ Sofort knallte es, einige Schüsse fielen. Dann hörte man, wie jemand stolpernd und keuchend davonrannte. „Mr. Lockton, sind Sie verletzt?“ rief Jim. „Oh, nur ein Streifschuss“, antwortete der, „Aber meine Waffe ist hin. Passen Sie auf, Sheriff, der kann gut schießen. Er ist mit einem Beutel Dynamitstangen durch die Hintertür abgehauen.“ John machte Jim ein Zeichen, dann stürmte er mit ihm den Laden. „Kümmer du dich um ihn!“ sagte der Captain, „Ich verfolge ihn weiter!“ Der Sergeant wollte sofort zu Mr. Lockton gehen und ihm helfen, aber der wehrte energisch ab. „Nein, Hilfssheriff, mir geht es gut, ich komme schon allein zurecht. Besser, Sie helfen dem Sheriff!“ Jim gab ihm für alle Fälle noch ein Tatschentuch als Ersatz für das, was Mr. Lockton sich auf die Wunde gelegt hatte, dann stürmte er John hinterher.
Dieser hatte inzwischen alle Mühe, den Verbrecher nicht aus den Augen zu verlieren. Immer wieder lief er zwischen den Häusern die Gänge hinunter und wollte hinter jeder Ecke verschwinden. Der Captain hatte schon längst seinen Colt gezogen, stürmte um die nächste Ecke und – der Bandit war verschwunden. „Das gibt‘s doch nicht“, dachte er, „Er muss hier doch irgendwo in der Nähe sein!“ Aber da war es schon zu spät. Von irgendwo her peitschte ein Schuss herüber, und die Kugel traf. Sie traf ihn ausgerechnet da, wo er es am wenigsten gebrauchen konnte – an der rechten Hand, mit der er immer schoss. Im selben Moment fiel ihm der Colt aus den Händen. Mit Links hatte John zwar auch schon geübt – aber damit war er lange nicht so gut wie mit der rechten Hand. Er hörte den Verbrecher lachen. Schnell nahm er seinen Colt, der auf der Erde lag, hoch und in die linke Hand. Seine rechte schmerzte höllisch. „Na, Sheriff? Nun sind Sie einhändig!“ kam es aus dem Schatten herüber. „Täuschen Sie sich nicht, Mister! Ich bin rechts genauso gut wie mit links“, antwortete John. „So? Das wollen wir doch mal ausprobieren!“ Wieder krachte ein Schuss, und der Captain hatte einen Streifschuss in der linken Schulter. Erst jetzt schoss er zurück – viel zu langsam – und traf alles, nur nicht den Feind. Doch da kam Jim angerannt. Offensichtlich waren dem Banditen zwei Gegner zu viel – er flüchtete, und beide rannten hinterher. Als sie um die Ecke waren, tauchte plötzlich Mr. Lockton mit einem Gewehr auf. Das war zu viel, der Flüchtende brauchte dringend einen Unterschlupf – und rannte geradewegs in das Schulgebäude. „John! Du blutest!“ stellte Jim fest. „Ja – er hat mir in die Hand geschossen! Oh, verflucht, ich kann nicht schießen!“
|
|