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Colonel Crook schlägt zu

Colonel Crook hieß eigentlich gar nicht Colonel Crook. Sein echter Name war Colonel James Andrew Anderson. Erst seine Morde hatten ihm diesen Spitznamen eingebracht. Colonel Crook hasste alle Indianer. Eines Morgens hatte man seine Tochter tot aufgefunden, mit einem Indianerpfeil im Rücken. Obwohl nie eindeutig bewiesen werden konnte, dass die Indianer seine Tochter umgebracht hatten, schoss Colonel Crook seitdem alles nieder, was einem Indianer glich, und sei es nur eine Feder. Er wollte unbedingt Rache am Tod seines einzigen Kindes nehmen. Leider gab es da zwei Menschen, die Colonel Crook auch hasste, obwohl sie keine Indianer waren. Es waren Captain John Starky und und sein Sergeant Jim Belden. Sie hatten schon mehrmals verhindert, dass er einen Indianer erschießen konnte, der ihm gerade vor die Flinte gelaufen war. Dass er bisher noch nie gefangen werden konnte, lag an seiner guten Schießkunst. Den Gipfel seiner Unverschämtheiten leistete er sich aber, als er seinen Racheakt gegen Jim und John plante …

Die Schule war aus. Wie immer stürmten alle Kinder aus der Tür und wollten gleichzeitig draußen sein. Selbst Jessica und Peter machten da keine Ausnahme. Auf dem Schulhof stand ein unrasierter Mann. Keiner wusste, woher er kam. Die Lehrerin hielt Peter und Jessica an. „He, Ihr zwei!“ sagte sie und packte die Kinder beim Arm. „Da steht ein Herr, der Euch abholen will!“ Diesen Mann hatte Jessica noch nie gesehen, und eigentlich sträubte sie sich innerlich davor, mit diesem Mann zusammen zu sein. Als er aber auf die Kinder zulief, freundlich „Hallo“ sagte und ihnen ein paar Süßigkeiten gab, war alles vergessen. Dann gingen sie zusammen davon. Wer der Mann wirklich war und was er mit den Kindern plante, konnte die Lehrerin nicht ahnen, denn er hatte ihr gesagt: „Ich komme im Auftrag von Herrn Belden und Starky und soll hier ihre Kinder abholen!“ Und sie hatte nicht gesehen, dass er heimlich grinste.

John war glücklich. Er hatte wie Jim jetzt einen richtigen, neuen Militäranzug bekommen, der sich sehen lassen konnte. Den alten hatte er schon ein paar Mal ausbessern müssen, weil der abgenutzt oder eingerissen war. Nun kam er ziemlich müde und spät nach Hause. Einen guten Schlaf hatte er sich redlich verdient, denn er war ja fast rund um die Uhr auf den Beinen.

Petra begrüßte ihn diesmal nicht mit einem sonst so fröhlichen Gesicht, sondern eher mit einem sorgenvollen. John fiel das sofort auf, und wenn sich seine Frau Sorgen machte, dann nicht ohne Grund. Also beschloss er, sie sofort danach zu fragen. „Was ist denn los, Petra? Du siehst heute so sorgenvoll aus.“ „Ach John ...“, sagte Petra mit einem Ton, dem anzumerken war, dass sie sich Sorgen machte, „Jessica ist heute nicht von der Schule zurückgekommen … Ich mache mir große Sorgen!“ Kaum hatte sie das ausgesprochen, begann sie zu weinen. John verstand das. Petra war eine sehr hübsche und starke Frau, aber wenn es um ihr Kind ging, dann konnte es auch für sie zu viel werden. John nahm sie in die Arme. „Keine Angst, Petra!“ tröstete er sie. „Ihr wird schon nichts passiert sein!“ Er sagte das, obwohl er sich selber große Sorgen machte, aber es ließ es sich nicht anmerken. Petra lag in Johns Armen, sonst hätte sie sehen können, dass er ein todernstes Gesicht dabei machte …

In diesem Moment tauchten Jim und Diana, seine Frau, auf. Diana machte ebenfalls ein sehr besorgtes Gesicht. „John“, rief Jim zu ihm rüber, „unser Sohn ist heute Mittag nicht von der Schule zurückgekehrt!“ „Jessica auch nicht“, antwortete John ihm. „Komisch, dabei sind sie doch die besten Freunde.“ Das stimmte. Jessica und Peter waren befreundet, genauso wie Trixi, Jim‘s Tochter, mit Eddie, dem Sohn von John. Petra hatte sich langsam wieder beruhigt. „Wir fragen mal beim Sheriff nach!“ schlug John vor. Sie willigten alle ein und gingen zum Sheriff. Dieser war gerade schlafen gegangen und nicht gerade froh darüber, dass er schon wieder geweckt wurde, aber als er hörte, worum es ging, verstand er schnell. „Wir müssen mit der Lehrerin sprechen“, sagte er. So wurde die Lehrerin geholt, die zuerst nicht verstand, warum man sie mitten in der Nacht geweckt hatte. Aber sie berichtet hatte, was passiert war, sagte John sichtlich aufgebracht: „Hören Sie mal! Nur weil jemand unsere Namen kennt, heißt das nicht, dass wir ihn kennen. Wir hätten Ihnen doch vorher gesagt, dass wir einen Fremden schicken!“ „Genau“, bestätigte Jim und beschwerte sich ebenfalls, bis John ihn unterbrach. „Danke, Jim, aber so kommen wir nicht weiter! Sheriff, was schließen Sie aus der Geschichte?“ „Für mich sieht es so aus, als ob Ihre Kinder entführt worden sind“, meinte dieser. Bei dem Wort „entführt“ erstarrten Petra und Diana. Sie klammerten all ihre Hoffnung an ihre Männer. „Ist das wahr?“ fragten sie wie im Chor. „Sieht so aus!“ meinte John mit einem eiskalten Ton, so dass den Übrigen ein Schauer über den Rücken lief. „Sheriff, haben Sie schon einen Verdacht?“ „Neulich wurde mir gemeldet, dass Colonel Crook wieder in unserer Gegend aufgetaucht ist“, antwortete der Sheriff. „Dann ist es ja kein Wunder“, gab John zurück. „Danke, Sheriff. Gute Nacht!“ Damit ging er mit Petra raus. Jim verabschiedete sich ebenfalls, aber warf der Lehrerin noch einen grimmigen Blick zu, denn er konnte einfach nicht verstehen, dass diese so leichtgläubig gewesen war und so falsch gehandelt hatte. „Oh John“, meinte Petra, „ist nun alles verloren?“ „Nein“, antwortete John beruhigend, „Morgen mache ich mich mit Jim auf die Suche nach den Kindern.“ Er rief Jim zu sich und verabredete sich mit ihm. Dann gingen beide mit ihren Frauen nach Hause. Während John mit Petra auf ihr Haus zugingen, dachte John: Himmel, Jessica, hoffentlich ist Dir bloß nichts passiert! Er machte sich wirklich Sorgen um seine Tochter. Das lag daran, dass John seine Familie über alles liebte. Man hätte ihn zum General befördern können, er hätte seine Familie trotzdem nicht dafür hergegeben. Außerdem fragte er sich ständig, was der Colonel eigentlich für einen Plan hatte. Er verfluchte ihn tausendmal in Gedanken, sogar noch, als er im Bett lag, und war fest entschlossen, die Kinder aus der Hand des miesen Verbrechers zu befreien.

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