Kriegsende und Sheriffwahl
Endlich! Das sehnsüchtig erwartete Ereignis war endlich eingetroffen. Überall berichteten die Zeitungen darüber, und alle Amerikaner, bis auf wenige, waren froh, dass es nun vorbei war. 1865, War‘s over – Der Krieg ist zu Ende. Auch die Einwohner des kleinen Städtchens in Nevada, Virginia City, waren froh über diese Nachricht. Die Zeitungen berichteten in allen Einzelheiten vom Sieg der Nordstaaten über die Südstaaten und dass die Einheit der Nation nun gerettet war. Das lasen auch der Captain und sein Sergeant, die immer noch den Sheriff vertraten, seit die Mutter des Indianermädchens Weißes Reh aus den Händen der Bande von Marc Pence befreit hatten. In diesem Moment trat der Sheriff ein. „Hallo Sheriff, da sind Sie ja wieder“, begrüßte ihn John, und Jim fügte hinzu: „Das wurde aber auch Zeit!“ „Das glaube ich nicht!“ erwiderte der Sheriff lächelnd. Verwundert fragten seine Vertreter: „Warum nicht?“ „Nun“, antwortete der Sheriff, „erstens haben Sie mich glänzend vertreten und zweitens mache ich Schluss. In der Stadt, in der ich mein Geschäft erledigt habe, habe ich eine nette Frau kennengelernt, die ich heiraten werde. Ich werde mit ihr auf eine Ranch ziehen und ein friedliches Farmerleben führen.“ „Und wer soll jetzt hier Sheriff werden?“ fragte Jim verwundert. „Der, der fragt“, gab der Sheriff lachend zurück, „Die ‚Virginia City Nachrichten‘ kommen morgen heraus. Ich habe Mr. Ballman, dem Herausgeber, von meinen Plänen berichtet und ihm gesagt, er soll es in die Zeitung setzen. Ihr seid die Kandidaten, die Wahl ist morgen um 17 Uhr.“ John und Jim sagten erst mal nichts. Das kam wirklich überraschend. „Natürlich können sie ablehnen, aber wenn Sie zusagen, wird es die Stadt Ihnen bestimmt danken und auch weiterhin sicher sein. Aber Ihre Zusage brauche ich schon bis morgen. Also, was meinen Sie?“ John überlegte eine Weile. Dann sagte er: „Sheriff, ich glaube, wir müssen zuerst mit unseren Familien darüber sprechen. Wir sagen Ihnen morgen Bescheid. Komm, Jim, wir gehen jetzt.“ Damit verließen sie das Büro.
Als John, nachdem er sich wie immer nach Dienstschluss von Jim verabschiedet hatte, heute nach Hause kam, hielt Petra schon nach ihm Ausschau. „Hallo Petra, da bin ich wieder!“ rief er ihr schon von weitem entgegen. „Hallo John!“, rief Petra zurück, „Schön, dass Du wieder da bist.“ Dann kam es zu einem großen Begrüßungskuss. Anschließend gingen beide ins Haus. Als John sich an den Esstisch setzte, fragte er gleich: „Schatz, warum hast Du zwei Kerzen angezündet?“ Das war ungewöhnlich, denn normalerweise war es immer nur eine, also musste es etwas Besonderes sein, vermutete John. Und er hatte richtig gedacht, denn als Petra ihm das Essen brachte, antwortete sie: „Weil doch heute der offiziell der Krieg zu Ende ist, das müssen wir ein bisschen feiern.“ John nickte und begann zu essen. Als er damit fertig war, erzählte er Petra von der Sheriffwahl und bat um ihre Meinung. „Weißt Du, John“, begann Petra nachdenklich, „ich habe nichts dagegen, aber es kommt auf Dich an. Wenn Du als Sheriff vielen Menschen helfen willst, dann kannst Du es probieren, aber wenn Du ein schlechtes Gefühl dabei hast und Dich verantwortungslos fühlst, würde ich es Dir nicht raten.“ John dachte eine Weile nach, dann sagte er: „Du hast recht, Petra. Ich glaube, dass ich vielen Menschen helfen kann, wenn ich Sheriff werde. Wenn Du damit einverstanden bist, stelle ich mich zur Wahl.“ Petra nickte lächelnd und sagte: „Ich bin es.“ „Kommt jetzt nur noch auf Jim an“, ergänzte John, „Morgen werden wir es wissen.“
Gleich am nächsten Morgen wollte der Captain zu seinem Sergeanten gehen und ihn um seine Meinung fragen, traf ihn jedoch schon auf der Straße. Nachdem sie sich einen guten Morgen gewünscht hatten, sagte Jim: „Also John, Diana ist einverstanden. Und bei Dir?“ „Petra auch. Damit ist wohl alles klar. Komm, wir gehen jetzt zum Sheriff.“ Der Sheriff war begeistert und ließ alles vorbereiten. Um 17 Uhr stand in der Mitte der Hauptstraße ein großes Podest, gegenüber die Bürger von Virginia City, darunter auch die Familien von Jim und John. Sie selbst befanden sich schon auf dem Podest. Der Bürgermeister trat vor, bat um Ruhe und stellte dann die beiden Kandidaten vor und fügte hinzu, dass diese vor der Wahl noch eine kleine Rede halten wollten. John trat als erster vor und sagte: „Liebe Einwohner von Virginia City, ich will es kurz machen. Unsere Stadt braucht einen neuen Sheriff, deshalb kandidiere ich. Wenn ich gewählt werde, dann werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um für Sicherheit und Gerechtigkeit zu sorgen.“ Er trat ab, Jim trat vor und sagte, er wollte ebenfalls für Frieden und Sicherheit sorgen, fügte dann aber noch hinzu: „Ich möchte nicht als Gegenkandidat gelten, sondern kandidiere als Hilfssheriff.“ Anschließend trat der alte Sheriff zum letzten Mal vor das Podest, verkündete seine Pläne, dankte für alles und verschwand unter Beifall wieder. Nun rief der Bürgermeister: „Die Wahl ist eröffnet! Die Wahlkabinen befinden sich im Saloon rechts von Euch.“ „Nicht nötig, wir sind alle einverstanden!“, brüllte jemand aus der Menge, „Nicht wahr, Bürger?“ Alles bejahrte die Frage und jubelte. Unter allgemeinem Beifall wurden die Kandidaten vereidigt. Danach wurde viel gratuliert, die Presse kam, fotografierte und wollte alles und noch mehr wissen, Musik spielte auf … so schnell und erfolgreich wurde noch die vorher ein Sheriff und gleichzeitig ein Hilfssheriff gewählt. Auch von ihren Familien bekamen beide viele Gratulationen. Natürlich wollten alle wissen, was sie als nächstes vorhatten und machen wollten, aber darauf antworteten sie immer nur: „Ihr werdet es schon sehen!“ Erst gegen Abend hatten sie Zeit, in das Büro zu gehen, wo ein Brief auf sie wartete, der auf dem Tisch lag. „Nanun, was kann das sein?“ fragte sich John und öffnete ihn.
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