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Die Entscheidung

In diesem Moment kam Jim mit den anderen Männern zurück. Sie mussten leider melden, dass sich die Spur buchstäblich im Dunkeln verloren hatte.
"Morgen bringe ich die Beweise zum Gericht, dann suchen wir sie", schlug John vor.
"Ich weiß auch schon wo, die Richtung, wo sie hingeritten sind, habe ich mir gemerkt", ergänzte Jim.

Am nächsten Morgen brachte John die Beweise zum Richter und ritt danach mit Jim los, um die Vermissten zu finden. Der Sergeant informierte den Captain auf dem Weg dorthin, dass er gestern Nacht das Pferdegetrappel in Richtung Tower-Ranch gehört hatte. John hielt das für wahrscheinlich, sie erhofften sich von Sarah möglicherweise Hilfe und Schutz vor den beiden Gesetzesvertretern, was sie sicher auch bekamen.

Auf der Ranch trafen der Captain und sein Sergeant Sarah sofort an: Sie war gerade dabei, das Tor einer Weide zu schließen. Auf ihre Fragen antwortete sie nicht, stattdessen weigerte sie sich lauthals. Das war verdächtig, aber es war den beiden zu spät aufgefallen: Sie hörten plötzlich eine laute Stimme Stimme, die rief:
"Hände hoch, Sheriffs! Widerstand ist zwecklos! Los, Waffen weg!"
John und Jim sahen in den Fenstern des ersten Stocks vom Ranch-Haus zwei Gewehrläufe aufblitzen. Es war leider wahr: Mit solchen Gewehren war ein Treffer beim ersten Schuss leicht zu machen. Der Captain und sein Sergeant hatten keine Wahl: Sie mussten die Waffen fallen lassen und die Hände heben. Jetzt wussten sie, warum Sarah so laut gewesen war: Sie hatte sie gewarnt. Nun grinste sie stolz und schadenfroh.
"So, nun gehen Sie weiter in die Mitte mit dem Gesicht zu uns. Keine Tricks, dann geht es auch ganz schnell!"
Die Gewehre klickten. John und Jim wussten, was das hieß: Sie waren drauf und dran, erschossen zu werden. Beide dachten fieberhaft über einen Ausweg nach, aber es fiel ihnen keiner ein.
"Halt!" rief jemand, der noch nicht sichtbar war. Auf einmal verschwanden die Gewehrläufe, kurz darauf wurden sie hinuntergeworfen. Das Gesicht des Ranchers Abraham Tower, dem Vater von Sarah, erschien. Er rief: "Sheriff, ich habe sie verhaftet. Sie können sie jetzt abführen." Das taten John und Jim auch. Vorher sagte John noch zu Sarah: "Darüber reden wir noch!"
Der Rancher versprach, ebenfalls mit seiner Tochter zu reden, aber konnte nicht die ganze Zeit auf sie aufpassen, weil er ja noch viel Arbeit hatte.

John und Jim schlossen die beiden Duellanten ins Gefängnis ein und beantragten beim Richter die sofortige Wiederaufnahme des Prozesses. Doch dass dort noch eine Gefahr auf sie lauerte, konnten sie nicht ahnen.

Die Verhandlung begann am Nachmittag. Als erstes trat John in den Zeugenstand und sagte: "Hohes Gericht! Wir haben nun genügend Beweise, um die Anklagte sowie die Angeklagten verurteilen zu können. Gestern Nacht wurde das Gefängnis mit den Gefangenen gesprengt, sie konnten flüchten. Dabei haben wir ein Taschentuch mit den Initialien ST gefunden, eine angekohlte Dynamitstange, wie man sie im Laden von Mr. Bell kaufen kann, außerdem wurde heute Vormittag ein geplanter Mordanschlag von den Angeklagten auf Mr. Belden und mich verübt, mit Hilfe ihrer Komplizin Miss Sarah Tower. Ich beantrage die Ausbürgerung von Mr. Arthur und Mr. Blackwood wegen Gefährdung der Öffentlichkeit und Mordversuch an zwei Gesetzeshütern."
Die Angeklagte Sarah Tower durfte nun sprechen und behauptete, der Sheriff und der Hilfssheriff betrieben Verleumdung und Lynchjustiz an zwei Unschuldigen, sie sich nur ihrer Haut wehren wollten. Sie wollten doch nur zwei weitere Opfer erschossen sehen, weil sie so gerne zum Schießeisen griffen.
"Miss Tower", antwortete John darauf, "als ich das erste Mal einen Mann erschießen musste, wurde ich von Alpträumen geplagt und konnte drei Tage lang nicht schlafen. Was Sie tun, ist Verleumdung gegen das Gesetz und Sie machen sich damit genauso schuldig wie die Angeklagten."
Lautes Stimmengewirr entstand. Als sich der Richter mit seinen Beratern besprechen wollte, schob Sarah Robert Arthur, den sie heimlich von seinen Fesseln befreit hatte, einen Revolver zu. Robert nutzte seine Chance, sprang auf, lief zu Jim herüber, der in der Nähe saß und gar nicht reagieren konnte, packte ihn, schoss einmal in die Luft und brüllte: "Entweder, Ihr lasst uns raus, der ich erschieße den Hilfssheriff!"
"Nicht!", rief John, "Sie würden ihn umsonst erschießen! Hören Sie mich an!"
"Reden Sie! Ich gebe ihnen 30 Sekunden" sagte Robert.
"Wenn Sie sich gegenseitig erschießen, tun sie Sarah einen Gefallen", erklärte John und beeilte sich, alles schnell und mit wenig Worten zu sagen. "Abraham Tower ist schon alt und wollte in seinem Testament die Ranch an Edgar vererben, der bei ihm arbeitet und nahe verwandt ist. Stirbt er, erbt Sarah die Ranch!"
"Er lügt!" rief Sarah. Robert wurde unschlüssig.
"Ich habe hier das Testament!" schrie der Captain.
"Es stimmt! Ich habe es so geschrieben!" sagte Mr. Tower.
Robert zögerte noch, dann aber ließ er die Waffe fallen und schmiss sie in die Mitte. Er wurde sofort von Helfern überwältigt und gefesselt. Das gleiche machte John mit Sarah, die sich heftig wehrte und fluchte, aber er nahm keine Rücksicht darauf, dass sie eine Frau war. Jim atmete erleichtert auf, der Griff war ganz schön hart gewesen.
Die Verhandlung wurde fortgesetzt. Nach kurzer Beratung wurden die Angeklagten für schuldig befunden. Doch aufgrund ihrer Einsicht bekam sie 2 Jahre ohne Bewährung. Für Sarah sah man ein Jahr gemeinnützige Arbeit vor. Danach sagte John:
"Na Jim, dann ist ja alles nochmal gutgegangen."
"Und die Moral von der Geschicht’: Trau nur dem Anschein nicht", antwortete Jim.

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