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Der Knall in der Nacht

Diese Nacht wahr unheimlich ruhig, schwül und dunkel, wie die Ruhe vor dem Sturm. John hatte ebenso wie Jim Mühe mit dem Einschlafen. Es mochte wohl an der Schwüle oder der Tatsache liegen, dass heute Vollmond war (der wegen der düsteren Wolken nicht schien), aber ganz sicher lag es daran, dass John und Jim von bösen Vorahnungen geplagt wurden. Beide wussten, dass die schwierige Angelegenheit der beiden Kontrahenten Edgar Blackwood und Robert Arthur noch nicht ausgestanden war. Schwierigkeiten bekamen sie nicht nur von den beiden selbst, sondern leider auch von Sarah Tower, die anscheinend alles daran setzte, dass es zu einem Duell kam. Warum, das wussten der Captain und sein Sergeant noch nicht, aber einen Grund dafür gab es sicher ohne jeden Zweifel.

Zuerst zische es leise, dann gab es einen riesigen, lauten Knall, der noch grollend mehrmals nachebbte und John zusammenzucken ließ. Schnell stand er auf und zündete die Kerze an. Auch Petra war schon wach geworden. Sie hatte einen leichteren Schlaf als John und wachte normalerweise früher als er auf, aber in dieser Situation war es genau umgekehrt.
"John, wo willst du hin?" fragte sie müde.
"Tut mir leid, Petra, aber es kann nicht ohne Grund so geknallt haben. Ich muss da schnellstens hin!" antwortete John, während er sich bemühte, seine Hose anzuziehen. Als Sheriff musste er jederzeit einsatzbereit sein, genau wie die Feuerwehr, deshalb legte er abends seine Kleider so hin, dass er sie in einer unerwarteten Situation blitzschnell wieder anziehen konnte. Und diese Situation war jetzt.
"Tschüss, Petra. Ich komme sobald wie möglich zurück!" sagte er und lief nach draußen.

Wie dem Captain war es auch Jim ergangen. Er rannte genau wie John in die Richtung, wo es geknallt hatte. Natürlich brannten auch in anderen Häusern schon Licht, denn der Knall hatte wie ein gigantischer Wecker gewirkt. Als John mit dem Sergeant ankam, sahen sie die Bescherung: Es war das Gefängnis! Völlig zerstört und verstaubt lag es nun dar.
"Jack, was ist passiert?" rief John dem Barbesitzer des Saloons gegenüber des Gefängnisses entgegen, der erstaunt seine Stalllaterne schwenkte.
"Ich weiß es auch nicht genau", antwortete er, als John bei ihm war, "Ich hörte es nur laut knallen. Es kam aus dem Gefängnis. Schätze, jemand hat die Gefangenen befreit."
"Ich kann mir schon vorstellen, wer das war!" meinte Jim.
"Pst! Seid mal ruhig!" bat John.
Man hörte weit entferntes Pferdegeklapper.
"Verdammt, das sind sie!" rief John.
"Ich reite sofort hinterher!" schlug Jim vor.
"Okay – Jack, hast Du noch ein paar Leute? Allein haben wir keine Chance."
Jack nickte, winkte und verschwand. Ein paar Männer folgten ihm. Danach kamen sie auf Pferden wieder. Jack kehrte mit einem Pferd für Jim zurück. Das Pferdegeklapper konnte man nur noch sehr leise vernehmen.
"Okay, Jungs! Tschüss, John!" sagte Jim und verschwand mit den Männern. John winkte kurz und deutete Jack an, dass er mit zum Gefängnis kommen sollte.
"John, was hast du vor?" fragte er.
"Ich möchte die Gefängnistrümmer untersuchen. Vielleicht finden wir eine Spur."
Obwohl sich die Suche danach in der Dunkelheit als schwierig erwies und auch zwei zusätzliche Stalllaternen den Platz nicht ausreichend erhellen konnten, begannen der Captain, Jack und ein anderer Mann namens Frank die Suche nach einer möglichen Spur.
Trotz aller Mühe fanden sie zuerst gar nichts.
"Sheriff!" sagte Frank plötzlich.
"Was ist?" fragte John.
"Ach, nichts", antwortete Walter und schmiss einen weißen Zettel weg.
"Halt, Moment mal!" John machte einen Schritt und hob ein weißes Taschentuch mit den Initialien ST auf.
"John, ich habe hier noch eine angebrannte Dynamitstange!" sagte Jack und gab sie ihm.
"Das nenne ich handfeste Beweise", erklärte John.

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